Lea Campi Klauser wuchs als Tochter einer Familie in Speicher auf, in deren Wertehaltung es klar war, dass Mädchen genauso gefördert werden müssen wie Buben. Den Eltern war es wichtig, dass ihre Kinder später als Erwachsene finanziell unabhängig ihr Leben bestreiten können. So wurde Bildung im Hause grossgeschrieben und politische und soziale Themen diskutiert und vorgelebt. Früh wurde sie von Lehrern ermuntert, ihre Fähigkeiten "sich für Menschen am Rande der Armut oder mit herausfordernden Lebensläufen zu unterstützen" beruflich zu verfolgen. Ihre Eltern hätte sie gerne als Anwältin gesehen, diese Arbeit erschien ihr jedoch zu kopflastig. Nach der Kanti wurde sie zuerst Primarlehrerin und sparte auf die zweite Ausbildung zur Sozialarbeiterin. Dieses Studium absolvierte sie mit ihrem 1. Kind als erste Studentin, was die damalige Schulleitung erstaunt zu Kenntnis nehmen musste. Als eine von drei Frauen in Trogen holte sie 1987 ihren Mädchennamen zurück, was einen damaligen Gemeindeangestellten veranlasste, hinter ihrem Rücken ihren Ehemann zu kontaktieren. Sie wurde oft persönlich auf ihren Namen als auch als Mutter, welche ihre Kinder ab und zu in die Kita brachte, seitens Frauen und Männer angriffig angegangen.
Zusammen mit drei anderen Frauen gründete sie den ersten Mittagtisch in Trogen. Ebenso nahm sie am 1. Frauenstreik teil.
Hauptberuflich arbeitete sie für die Pro Juventute Schweiz in der Region Ostschweiz. Sie war gleichzeitig Berufsfrau, Ehefrau, Hausfrau, Mutter, Pflegemutter und in verschiedensten Gremien ehrenamtlich tätig. Dies war nur möglich mit Unterstützung von Ehemann, Eltern, Kinderhort, Mittagstisch, Nachbarinnen, Freundinnen und einem idealen Gleitzeitmodell bei Pro Juventute. Die Ferien der Kinder blieben jedoch immer eine zeitliche berufliche Herausforderung. 46ig jährig übernahm sie die neue Geschäftsstelle der Pro Juventute Ausserrhoden und der Stiftung Winterhilfe. Daneben engagierte sie zusammen mit ihrem Ehemann für minderjährige AsylbewerberInnen und erneut als Pflegemutter. Menschen in den verschiedensten Lebenslagen zu begleiten und zu unterstützen wurde für sie zur Berufung.
Heute blickt Lea Campi schmunzelnd und freudig darauf zurück, wie ihr Wirken über teils steinige Wege Früchte trägt. Verschiedene Menschen, die in ihrer Familie zeitweise aufwuchsen oder Teile ihres Lebens mitlebten, fanden das "Trömli". Kitas und Mittagstische sind vielerorts da, müssen jedoch immer noch für ihre Tragfähigkeit teilweise kämpfen. Vereinbarkeit und Beruf als Thema ist allgegenwärtig. Den Appenzeller und Appenzellerinnen ist es ein wichtiges Anliegen, dass es Kindern und Menschen am Rande der Armut im Kanton gut geht. Dies darf sie immer wieder in ihrer beruflichen Tätigkeit erleben. An dieser gesellschaftlichen Entwicklung im Appenzellerland mitgewirkt zu haben, Menschen und Kindern als Sozialarbeiterin zu mehr Chancengleichheit zu verhelfen und weiterhin mitzuwirken zu können, lässt sie als Appenzellerin in Trogen heimisch fühlen.